Arbeitsurlaub im Buchennationalpark- freiwilliger Einsatz zum Schutz der Natur

Baumfällung am ehemaligen Tonschiefersteinbruch an der Koppe, um Biotope für Kreuz- und Geburtshelferkröte sowie weitere Amphibien und Reptilien zu fördern.  Foto Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Bad Wildungen(nh). Auch so kann man seinen Urlaub verbringen: In einem Buchenwald-Nationalpark arbeiten und dabei eine Menge über sich und das Ökosystem erfahren! Vom 23. November bis zum 29. November war das für 22 freiwillige Teilnehmer aus ganz Deutschland möglich, denn das Bergwaldprojekt war wie jedes Jahr zu Gast in den Wäldern des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Die Freiwilligen führten in zwei Gruppen je eine Woche lang Arbeiten im Nationalpark durch. Sie lernten so das faszinierende Ökosystem Buchenwald näher kennen und leisteten ihren ganz persönlichen Beitrag für dessen Erhalt und Entwicklung.

Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland: Berlin, Dresden, Kiel, Hamburg, Köln, Frankfurt; der Koch sogar aus Italien. Die gesamte Gruppe zeichnete sich aus durch ein sehr reges Interesse an den Arbeiten und dazugehörigen Hintergrundinformationen sowie an der Geschichte der Region. Alle Freiwilligen waren begeistert über das umfangreiche Fachwissen der Ranger, die ihnen alle Fragen ausführlich beantworteten. „Man merkt den Rangern an, dass Sie mit ihrer Arbeit Ihre Heimat bewahren wollen. Sie sind mit viel Herzblut und Einsatz dabei und haben uns wunderbar in die Geschichte der Region eingeführt“, bemerkte eine Teilnehmerin.

Unter Anleitung der Bergwaldprojektleiter Christoph Wehner und Ralf Birlebach sowie der Nationalpark-Ranger Volker Nagel und Alexander Backhaus, bauten die Teilnehmer ein altes Kulturgatter am Steilhang in der Nähe des Hagensteins ab. Am Fahrentriesch führten sie im Rahmen des Naturschutzgr0ßprojekts Kellerwald verschiedene Pflegearbeiten aus, um die alte Kulturlandschaft zu erhalten. So wurden unter anderem die große Hutebuche freigestellt, zur Förderung der Heideflächen zwei Plaggenhiebe durchgeführt und Fichtenschösslinge sowie junge Ebereschen entfernt. Die Maßnahmen ermöglichen zum einen den Nationalparkbesuchern eine verbesserte Sicht über den Fahrentriesch. Zum anderen werden lichtliebende Tier- und Pflanzenarten der Heidegesellschaft wie z.B. der Borstgras- und Schafschwingelrasen gefördert, die Struktur dieses Habitats verbessert. Ein optimierter Lebensraum gibt Hoffnung, dass sich mittelfristig Zielarten wie Heidelerche und Neuntöter an diesem Standort etablieren und dauerhaft ansässig werden. Darüber hinaus bauten die Teilnehmer einen alten und nicht mehr benötigten Holzzaun ab, der in früheren Jahrzenten zur Haltung von Weidetieren genutzt wurde. Der Holzzaun mit seinen zahlreichen Spalten und Rissen war über die Jahre von einer Vielzahl von Moosen und Flechten besiedelt wurden. Die Freiwilligen führten die Abbauarbeiten aufmerksam durch und achteten bei der anschließenden Lagerung der bewachsenen Holzlatten sehr sorgfältig darauf, dass die Moose und Flechten ihrer ursprünglichen Exposition (Licht, Schatten) nach ausgerichtet wurden, um die besonderen Arten zu erhalten.

Plaggenhieb am Fahrentriesch Foto: Carsten Müller/nh

Die vielfältigen Tätigkeiten sorgten nicht nur für abwechslungsreiche Arbeitseinsätze, sondern auch für spannende Erkenntnisse über die Komplexität verschiedener Ökosysteme. Das Beobachten der Heidschnucken, die gerade umgesetzt wurden, machte nicht nur Spaß, sondern bot viel Raum für fachliche Fragen und Diskussionen. Von Carsten Müller, Projektleiter des Naturschutzgroßprojekts Kellerwald, erfuhren die Teilnehmer beispielsweise, dass im Nationalpark Kellerwald-Edersee bereits auf über 90 Prozent der Fläche der Prozessschutz und das Motto „Natur Natur sein lassen“ umgesetzt werden. Der geringe Anteil von alten Kulturlandschaften im Nationalpark wie dem Fahrentriesch sollten dauerhaft erhalten werden, der Mensch greife hier der Natur nur ausnahmsweise unterstützend unter die Arme.

Die Freiwilligen entfernten darüber hinaus am Sportplatz Altenlotheim und auf der Koppe die spätblühende Traubenkirsche. Bei diesem Strauch handelt es sich um einen sogenannten Neophyten, eine nicht heimische Art, die die heimische Flora verdrängen könnte.

Die „Bergwäldler“ besuchten nach Abschluss der Arbeiten im Nationalpark auch die beiden betreuenden Ranger zu Hause, Alexander Backhaus und Volker Nagel aus Altenlotheim, um Werkzeug zurückzubringen. Die Gruppe war begeistert von den Tieren, die sie sich während ihres Besuchs anschauen durften, die vom Geflügelzuchtverein als Europameister ausgezeichnete Hochbrutflugente von Alexander Backhaus, die Schottischen Hochlandrinder von Volker Nagel und viele mehr. Als Erweiterung der Zutaten für ihre Selbstverpflegung freute sich die Gruppe sehr über das Geschenk von Alexander Backhaus, Eier vom eigenen Hof. Während eines DIA-Abends über die Kellerwald-Region beim Nationalpark-Partner Hofcafé Kellerwaldschätze von Andrea Nagel konnten die Teilnehmer weitere regionale Produkte genießen.

„Dieser Aspekt der Regionalität wird den meisten Teilnehmern nach deren Auskunft besonders in Erinnerung bleiben. Sie haben dadurch das Gefühl, die Kellerwald-Region ganz intensiv und mit allen Sinnen erfahren zu haben“, berichtet Nationalpark-Försterin Mareike Schulze, die das Bergwaldprojekt betreute und das Arbeitsprogramm aufgestellt hatte.

Neben der praktischen Arbeit war für die Teilnehmer des Bergwaldprojektes auch ein Exkursionstag mit den Nationalpark-Rangern Volker Nagel und Alexander Backhaus vorgesehen, um die vielfältigen Aspekte des Waldes, die Nationalparkphilosophie und deren Bedeutung für den Menschen näher zu beleuchten. „Mit der Exkursion durch den Nationalpark am Ende des Arbeitseinsatzes wurde aus den vielen Facetten der Woche für alle eine runde Sache“, freute sich Mareike Schulze über den erfolgreichen Abschluss des diesjährigen Projekts.

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