Zuschauen – Zuwandern – Zeugen: Was tun im demografischen Wandel?

Beim vorletzten Fachtag in Frankenau im November 2013 hört das Publikum aufmerksam dem Referat des Regionalmanagers Bernd Wecker aus Lichtenfels zu. Foto:nh

Korbach/Vöhl(nh). Das Schlagwort vom demografischen Wandel prägt Deutschland seit rund zehn Jahren. Vor allem die ländlich geprägten Regionen sind von ihm betroffen. Die Bevölkerung wird weniger, älter und bunter – die Zahl der Menschen nimmt ab, das Durchschnittsalter steigt an, Zu- und Abwanderung bringen stetige Veränderung. Auch Waldeck-Frankenberg ist mit diesen Phänomenen konfrontiert. In ihrem Gefolge stellen sich Fragen nach notwendigen gesellschaftlichen und politischen Maßnahmen. Einerseits soll der Wandel aufgehalten werden, andererseits gilt es, die Menschen und Orte auf Veränderungen vorzubereiten. Der Fachdienst Dorf- und Regionalentwicklung lädt unter der Überschrift „Zuschauen – Zuwandern – Zeugen.

Was tun im demografischen Wandel?“ zur Fortsetzung seiner Veranstaltungsreihe „Fachtag Regionalentwicklung“ am Dienstag, dem 18. 11., ab 18 Uhr 30 nach Vöhl in die Henkelhalle ein. Dort wird ein abwechslungsreiches, praxisorientiertes Programm geboten. Nach einer Einführung von Landrat Dr. Reinhardt Kubat erläutert Fachdienstleiter Dr. Jürgen Römer, was sich hinter dem Begriff „Demografie“ verbirgt. Er zeigt die wesentlichen Fragen und Probleme an Beispielen aus Waldeck-Frankenberg allgemeinverständlich auf. Dann wird Dr. Annett Steinführer vom Thünen-Institut, eine vom Bundesumweltministerium beauftragte Forschungseinrichtung, darüber sprechen, welche Auswirkungen konkret zu erwarten sind und wie sich Landkreise und Kommunen darauf vorbereiten können. Wie schon auf den bisherigen Fachtagen wird es in den Arbeitsgruppen dann konkret: Mariam Koridze vom Fachdienst Soziale Angelegenheiten wird sich gemeinsam mit Gudrun Kirchhoff von der Schader-Stiftung Darmstadt um das Themenfeld Integration kümmern. Eine besondere Aufgabe besteht darin, die Potenziale aller Bevölkerungsgruppen bestmöglich zu erschließen und gleichzeitig die Attraktivität der Region für Zuzüge von Fachkräften aus dem In- und Ausland zu steigern. Inwiefern die Zuwanderung für den Landkreis ein Zukunftsthema ist und was für eine gelungene Integrationspolitik gemacht werden kann, wird in der Arbeitsgruppe Zuwanderung und Integration im ländlichen Raum diskutiert. Zum Thema Fachkräftemangel wird die Frage gestellt, ob mit Inklusion unbeachtete Schätze gehoben werden können. Gelingt Menschen mit Behinderung der Übergang vom 2. in den 1. Arbeitsmarkt? Kann die Arbeitskraft-Ressource Menschen mit Behinderung Fachkräftemangel mit ausgleichen helfen? Als Experte wird zusammen mit Yasmine Seibel vom Landkreis Karl-Heinz Ködding, Fachkraft für berufliche Integration beim Lebenshilfe-Werk, einen Workshop leiten. In einer weiteren Arbeitsgruppe wird es um künftige Wohnformen gehen. Die Babyboom-Generation tut gut daran, sich im Alter zusammen zu tun, um ihre Versorgung und Lebensqualität zu sichern. Das Leben in einem Wohnprojekt, seien es ein Hof, ein Mehrfamilienhaus oder eine enge Nachbarschaft, ist eine gute Möglichkeit, Kooperationen zu bilden, direkte Unterstützung zu organisieren, soziale Kontakte lebendig zu halten, um so lange als möglich in der eigenen Wohnung wohnen zu können. Den Grad der Gemeinschaft und die Kosten des gemeinschaftlichen Wohnens bestimmt die Wohngruppe selbst. Nicht jeder teilt sich gerne ein Bad oder eine Küche mit anderen. Abgeschlossene Wohneinheiten, ergänzt um Gemeinschaftsräume, sind eine gängige Alternative zur Senioren-WG, haben jedoch ihren Preis, da die Bau- und Umbaukosten hoch sind. Die ideale Rechtsform für Investment in ein Wohnprojekt ist die Genossenschaft. Wohnungseigentum verhindert langfristige Gemeinschaftsentwicklungen. Darüber informieren die Architektin und Sozialplanerin Sabine Conti und Walter Rinklin von der Kreisverwaltung. Bildungsabwanderung insbesondere von gut qualifizierten, jungen Menschen schließlich stellt eine zentrale Herausforderung für den Landkreis dar. „Wie stoppen wir den Brain drain?“ fragt daher ein Workshop. Welche Handlungsoptionen sind überhaupt möglich? Was können Betriebe tun, um ihren Fachkräftebedarf auch mittelfristig noch zu sichern? Ursula Müller geht dieser Frage im Gespräch mit der Personalleiterin der Firma Osborn aus Burgwald, Michaela Theis, nach.
„Das Wesentliche am Umgang mit dem demografischen Wandel ist die Einbeziehung der Menschen im Landkreis. Darum laden wir alle Bewohner des Kreises herzlich nach Vöhl ein, um mit uns gemeinsam nach Wegen in die Zukunft zu suchen“, erläutert Landrat Dr. Kubat. Der Fachdienst Dorf- und Regionalentwicklung bittet aus organisatorischen Gründen um Anmeldung unter fachtag@landkreis-waldeck-frankenberg.de. Der Eintritt zu der öffentlichen Veranstaltung ist frei, ein kleiner Imbiss und Getränke stehen bereit.

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